"Billiges Fleisch bezahlen wir teuer!" Zu Besuch bei der Simsseer Weidefleisch eG mit Europaabgeordneter Maria Noichl

02. Juli 2018

Die Neuregelung der EU-Agrarförderung ab 2021 bietet die Chance, die Interessen von Landwirten und Verbrauchern zukunftsfähig zu gestalten.

Die Diskussion darüber ist in vollem Gange - schließlich soll das Agrarbudget gekürzt und die bisherige reine Flächenförderung umgestellt werden. Welche Risiken und Chancen ergeben sich dabei für die kleinteilige Landwirtschaft in unserer Region? Dazu habe ich zusammen mit der Rosenheimer Europaabgeordneten Maria Noichl die Simsseer Weidefleisch eG in Stephanskirchen besucht. Hier hat Rudolf Finsterwalder einen mustergültigen Betrieb aufgebaut, in dem das Tierwohl und die Produktqualität an erster Stelle stehen. In einer Führung konnten wir uns davon überzeugen, wie regionale Landwirtschaft aussehen kann. Im Salettl haben wir uns dann mit frisch gegrillten Produkten aus der Metzgerei gestärkt, bevor Maria Noichl die aktuelle Diskussion mit frischen Informationen aus dem Agrarausschuss des europäischen Parlaments erläuterte.

Die Vorschläge des EU-Agrarkommissars Phil Hogan seien durchaus innovativ: vorgeschlagen wird ein Basis-Einkommen für die Landwirte unter Berücksichtigung diverser Faktoren wie z.B. die Anzahl der geschaffenen Arbeitsplätze. Die reine Flächenförderung soll eingeschränkt werden zugunsten anderer Kriterien, die allerdings nicht EU-weit, sondern national geregelt werden sollten.

Ein interessanter Ansatz, wie ich finde. Das würde bedeuten, dass wir in Deutschland die Bedingungen selbst gestalten könnten und einen schnelleren Weg zu tier- und umweltverträglicher Produktion finden könnten. Da kommt eine wichtige Debatte in der Bundes- und Landespolitik auf uns zu! Da dürfen wir dann sehr gespannt sein, wie sich die Parteien in Deutschland dann positionieren. Ein Abschieben auf Brüssel ist dann nicht mehr möglich!

Ich unterstütze die Überlegungen der SPD-Abgeordneten im Europa-Parlament: die reine Flächenförderung kommt überwiegend industriellen Großbetrieben und nicht den arbeitsplatzintensiven Kleinbetrieben zugute. Deshalb muss umgestellt werden auf die Tierbestandsfläche und die Förderung des positiven Beitrags der Landwirte im Schutz von Umwelt, Natur und Wasser. Genau das leisten unsere Landwirte nämlich, während die wenig ökologischen Großbetriebe den Großteil der Förderung erhalten. So wird der Konzentrationsprozess in der Landwirtschaft, wo immer mehr Betriebe aufgeben, nur noch gefördert.

Nicht vergessen dürfen auch die Auswirkungen, die unsere Landwirtschaftspolitik auf die dritte Welt hat. Wenn die afrikanischen Märkte mit billigem Hühnerfleisch aus der EU überschwemmt werden und die dortigen Bauern ihre Produkte nicht mehr verkaufen können, setzen wir selbst die Fluchtursachen für diese Menschen! Auch das muss auf allen Ebenen, wo wir Agrarpolitik gestalten, immer berücksichtigt werden. Wir haben eine große Verantwortung!

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