Ehrenamt stärken und nicht für staatliche Aufgaben missbrauchen: Ortsbegehung in Großkarolinenfeld

11. Oktober 2018

Das Ehrenamt muss entbürokratisiert werden: das war die Botschaft von Vereins-Vertretern bei meinem Besuch mehrerer Vereine in Großkarolinenfeld.

In fast allen Bereichen plagt das Ehrenamt Nachwuchssorgen: kein Wunder bei den Anforderungen, die an Vereine mittlerweile gestellt werden. Vom Datenschutz über die gesamtschuldnerische Haftung bis hin zur Buchhaltung: teilweise stellen die staatlichen Stellen hier höhere Anforderungen als an eine GmbH. Die Steuererklärung des Sportvereins ist ohne Steuerberater überhaupt nicht mehr machbar, erklärten mir Vertreter des TuS Großkarolinenfeld. Das bringe nicht nur unnötige Kosten mit sich, sondern schrecke die Vereinsmitglieder zunehmend ab, Positionen in der Vorstandschaft zu übernehmen. Schließlich wollen sie kein Unternehmen führen, sondern ehrenamtlich im Verein das gesellschaftliche Leben bereichern.

Warum machen wir es ihnen so schwer? Wir müssen hier runter von den hohen rechtlichen Hürden und die Kirche sprichwörtlich im Dorf lassen. Erst werden die Regeln immer mehr, und anschließend gibt das Bayerische Finanzministerium eine wunderschöne Ratgeber-Broschüre heraus, was alles zu beachten ist. Wer diese allerdings durchliest, wird vermutlich gar nicht erst ein Amt in einem Verein übernehmen und somit auch die Broschüre nicht mehr brauchen. Meine Aufgabe als Politikerin sehe ich darin, zusammen mit den im Ehrenamt Tätigen die notwendigen, aber auch die überflüssigen Regelungen zu erarbeiten und dann für einen praxisgerechten Vollzug der Regelungen durch die Verwaltungen zu sorgen. Das würde ich gerne im Landtag anpacken!

Was mir die Gespräche auch noch verdeutlicht haben: Ehrenamt ist eine unverzichtbare Bereicherung des gesellschaftlichen Lebens, aber es darf nicht sein, dass der Staat seine Aufgaben auf das Ehrenamt auslagert. Diese Form von "outsourcing" macht das Ehrenamt auf Dauer kaputt! Leider ist die Tendenz zunehmend: insbesondere in den Bereichen Sozialarbeit, Pflege und Integration kommt der Staat teilweise seinen Aufgaben nicht nach und lässt das die diversen Hilfsorganisationen vor Ort erledigen. Das kann auf Dauer nicht gut gehen! Die Politik muss ihre Hausaufgaben schon selbst erledigen, das Ehrenamt darf hier nur eine Ergänzung sein, die oft auch sinnvoll ist, weil die staatliche Fürsorge ihre natürlichen Grenzen hat. Die Politik muss dafür sorgen, dass hier eine vernünftige Balance der unterschiedlichen Ansätze zur Hilfe erfolgt!

Teilen