Schauspieler trifft Politikerin: Natascha Kohnen in Rosenheim im Gespräch mit Helmfried von Lüttichau
Einen neuen Politikstil verspricht Natascha Kohnen: so war auch ihr Auftritt in Rosenheim, zu dem ich neben ihr auch den Schauspieler Helmfried von Lüttichau begrüßen konnte.
Wie wohltuend sich die SPD-Spitzenkandidatin vor allem von Ministerpräsident Markus Söder abhebt, konnte das interessierte Publikum live erleben. Natascha Kohnen reist durch Bayern, aber ohne den Menschen Wahlkampfreden ins Gesicht zu schleudern, sondern mit Zuhören und Dialog. In ihrem Gesprächsformat "Kohnen plus" lädt sie unterschiedlichste Menschen ein, um mit ihnen über Gott und die Welt (und damit natürlich auch über Politik!) zu sprechen.
In Rosenheim war ihr Gesprächspartner der Schauspieler Helmfried von Lüttichau, vor allem bekannt als "Staller" aus der BR-Fernsehserie. Etwa eine Stunde wurde "geplaudert" und beide ließen ihr Leben Revue passieren. Das war nicht nur unterhaltsam, sondern zeigte uns auch, dass wir mit unserem politischen Kompass schon richtig liegen. Eindrucksvoll berichtete der heute erfolgreiche Schauspieler von Zeiten, in denen er keine Engagements und damit Existenzängste hatte. Genau deshalb wollen wir keine prekären Arbeitsverhältnisse und Befristungen. Ungläubiges Staunen im Publikum, als er von seiner Studenten-WG in München in den 70er Jahren berichtete: 100 qm musste er sich lediglich mit einem Mitbewohner teilen, und das im heutigen Trendviertel Au, das für normale Einkommen unbezahlbar geworden ist. Über diese massiven Veränderungen in München und den in der Folge entstehenden Metropolregionen wusste Natascha selbst einiges zu berichten: als geborene Münchnerin sieht sie diese Entwicklung hautnah und setzt das Thema Wohnen auf Platz 1 ihres Wahlkampfs. Sie zählte eine Fülle von Maßnahmen auf, die in Bayern gemacht werden könnten, etwa die vollständige Nutzung der Liegenschaften des Bundes, auf denen Gemeinden günstig bauen können. Gerne auch im Erbpacht- oder Genossenschaftsmodell. Dazu eine landeseigene Wohnungsbaugesellschaft, die kurzfristig mindestens so viele Wohnungen baut, wie Herr Söder seinerzeit verscherbelt hat. "Das kann man machen, wir müssen das nur anpacken!", ist sie überzeugt. Wie recht sie hat! Wohnen ist die soziale Frage des 21. Jahrhunderts und deshalb ist es so wichtig, dass bei der Landtagswahl die richtigen Weichen gestellt werden.
Einen gemeinsamen Kompass hatten die Gesprächspartner auch beim Thema Flüchtlinge: er bekomme Angst, wenn Menschen in Deutschland auf Demos den ertrinkenden Menschen im Mittelmeer "Absaufen!" zubrüllten, wenn Menschen in wertvoll und nicht wertvoll eingeteilt würden, so der Schauspieler. Wenn Menschen glaubten, man könne einfach die Tür zumachen und alles sei wieder so kuschelig wie früher. In einem solchen Land möchte auch Kohnen nicht leben, dies ist für sie ein wichtiger Antrieb, Politik zu machen: ein freies und friedvolles Bayern, Deutschland und Europa zu erhalten und zu gestalten, in dem alle Menschen gleich viel wert sind und alle die gleichen Entfaltungsmöglichkeiten haben. Dies gilt besonders für die junge Generation, die ihre Talente und Möglichkeiten voll ausschöpfen soll!
Anschließend war das Publikum gefragt: unter Moderation von Britta Promann, die in Rosenheim Ost für den Landtag kandidiert, wurden viele kluge Fragen gestellt, vor allem zum Thema Wohnen. Aber natürlich wurde "Staller" gelöchert, etwa mit der Frage, was denn die "echten" Polizisten von seiner Rolle halten? Fühlen sie sich verschaukelt? Mitnichten, konnte Lüttichau berichten: "Eure Serie stellt unseren Alltag viel realistischer dar als mancher Tatort", berichteten ihm Beamte. Er hoffe, mit der humorvollen Darstellung vielleicht auch den ein oder anderen für dieses Berufsbild zu interessieren. Da schließe ich mich gerne an, schließlich brauchen wir dringend mehr Nachwuchs bei der Polizei angesichts Tausender unbesetzter Stellen!
Vielen Dank an Natascha Kohnen und ihren Gast für einen vergnüglichen, dennoch sehr politischen und manchmal auch nachdenklich stimmenden Abend.
